Interview - Frank Spilker "Ich scheiß auf deutsche Texte"
"Ich scheiß' auf deutsche Texte" sang Frank Spilker 1996 auf dem Album "Posen" seiner Band Die Sterne – ein erstaunliches Statement, waren es doch gerade diese Texte, die Fans so sehr schätzten. Wie so oft bei Spilker steckte aber hinter der plakativen, scheinbar eindeutigen Zeile mehr als der erste Blick offenbarte, und es ging nicht um eine Abkehr von Texten auf Deutsch, denn neue solche folgten bis heute in angenehm hoher Zahl. Eine Auswahl erscheint nun als Buch, dessen Titel die eingangs erwähnte Textzeile ist.
"Warum ausgerechnet dieser Titel? Die These ist: Es gibt ja auch keine deutschen Gedanken. Und wenn ein Gedanke richtig ist, kann man ihn in den meisten Sprachen ausdrücken, es sei denn es gibt dort keinen Begriff für 'blau', 'Schnee' oder 'Fernweh'. Die Texte sind also mehr oder weniger zufällig in einer bestimmten Sprache verfasst. Und nicht die Sprache ist das Entscheidende, sondern die Frage: sind sie gut?", so die Erklärung des Autors. Diese kritische Auseinandersetzung, nicht nur mit dem Status quo der Popmusik sondern auch der eigenen Herkunft und Position, machte neben Tocotronic und Blumfeld ab den frühen Neunzigern vor allem Die Sterne zu Aushängeschildern der "Hamburger Schule"– ein Etikett, dem sie mit, gelinde gesagt, gemischten Gefühlen gegenüberstanden, das aber nicht zuletzt den herausstechenden Texten Spilkers zu verdanken war, darunter Meilensteine wie "Was hat dich bloß so ruiniert", "Universal Tellerwäscher", "Die Interessanten" oder "Big in Berlin".
Über hundert dieser Texte, ergänzt um ausführliche Anmerkungen und Glossen zu einer Vielzahl der Songs sowie zahlreiche Fotos, versammelt nun also das Buch "Ich scheiß auf deutsche Texte". Heute Abend ist der Autor Frank Spilker zu Gast im studioeins, um es vorzustellen.