Album der Woche - "Albion" von Harp
Inspiriert von England, Poesie und Science-Fiction ist nun nach mehr als zehn Jahren das Debüt-Album von Harp erschienen. Das Projekt von Ex-Midlake Sänger Tim Smith und seiner Frau Kathi Zung verbindet Folk mit 80er-Jahre Synthies und ist gut platziert, mit bedächtig-melancholischen Klängen zur Adventszeit.
Als Tim Smith 2012 bei Midlake ausstieg, ist sein Plan klar: Ein Album allein – unter dem Namen „Harp“ zu machen. Es werde nicht komplett anders als Midlake klingen prognostiziert Smith damals, vielleicht zarter – „mellow“ wie eine Harfe, aber nicht komplett anders. Während Smith beginnt an der Musik zu arbeiten, sich inspirieren lässt von der Poesie William Blakes oder Science-Fiction-Romanen von Roger Zelazny, kommen immer wieder ungeplante Dinge in sein Leben. Nach der Scheidung von seiner damaligen Frau zieht Smith beispielsweise wieder bei den eigenen Eltern ein – in die Harper Road in Kerrville, Texas. Der Abstand wie die Herausforderung das Album fertig zu machen wird größer
Vor etwa fünf Jahren trifft Smith die Musikerin Kathi Zung und sie steigt sie direkt mit ihm in das Projekt ‚Harp‘ ein. Smith zieht zu ihr nach North Carolina, sie heiraten und letztlich entsteht ein Großteil von Albion in ihrem eigenen Studio, im Keller.
Kathi Zung und Tim Smith begreifen sich heute beide als gleichwertige Mitglieder von Harp – auch wenn die Idee dazu von Smith kam. In gewisser Weise reflektiert ihre Symbiose nicht nur "Albion" als Album, sondern auch Songs wie "I Am The Seed" – ein Song über das Gefühl von Hilflosigkeit – oder "A Fountain", der laut Smith das Wiederfinden der Liebe beschreibt. Kathi Zung teilt vor allem auch Smiths Liebe zu allem Britischen. Insbesondere zur Zeit des Mittelalters und der Renaissance – aber eigentlich sind beide Fans von fast allem, was sich auf den britischen Inseln etwa bis zum 18. Jahrhundert abgespielt hat. Die Kulisse, die sie sich dazu aus US-amerikanischer Perspektive vorstellen sind Burgen, englische Fachwerkhäuser im Tudor-Stil, Kleidung aus dem Elisabethanischen Zeitalter, eine grau-grüne Landschaft im Nebel.
"We do romanticize Britain, I'm sure. [...] anywhere in Europe you guys have all the cool stuff. We have nothing here."
Auf "Albion" überwiegt ein Klang, gemischt aus Folk und 80er Jahre Flair. Tim Smith wurde nach seinem Midlake-Ausstieg und der Ankündigung seines neuen Projektes auf das von ihm fast vergessene Album "Faith" von The Cure aufmerksam gemacht. Während er sich bis dahin vor allem in der Musik der 70er Jahre verloren hatte; in Led Zeppelin, Pink Floyd oder britischer Folk-Musik dieser Zeit, katapultiert ihn "Faith" recht unerwartet in die 80er – zu Depeche Mode, den Cocteau Twins, The Smiths oder Tears for Fears. Auf Albion kombiniert Smith die zunächst leicht schräg scheinende Kombination aus Drum-Machine, Gitarren, Mellotron/Synthies – und Flöte. Doch Smith arrangiert gemeinsam mit Zung die Instrumente gekonnt harmonisch um die Lyrics, die sich vor allem um die vergangenen, nicht gerade leichten Jahre, von Smith drehen. Am Ende überwiegt laut Tim Smith aber immer das Gefühl von Zuversicht; dass nach einer schwierigen Zeit doch alles gut wird. Dieses Gefühl ist es, dass Smith unter anderem bei The Cure wiedergefunden hat, und welches er nun auf "Albion" vermittelt.
Laurina Schräder, radioeins
Tracklisting
1. |
The Pleasant Grey |
2. |
I Am The Seed |
3. |
A Fountain |
4. |
Daughters Of Albion |
5. |
Chrystals |
6. |
Country Cathedral Drive |
7. |
Shining Spires |
8. |
Silver Wings |
9. |
Seven Long Suns |
10. |
Moon |
11. |
Throne Of Amber |
12. |
Herstmonceux |