Rad'n'Roll - Gepäckträger vorne: Sinnvolles Zubehör?
Sie sehen schick aus, eignen sich aber nicht zum Transportieren schwerer Sachen. Unser Fahrradexperte Simon Brauer über die angesagten Frontgepäckträger.
Lange Zeit sah es so aus, als müssten Fahrräder immer schlichter und schlanker werden: Ohne Schutzblech, ohne Schaltung, vor allem ohne Gepäckträger. Allerdings feiert jetzt ausgerechnet der Gepäckträger seit einiger Zeit ein großes Comeback - und zwar vorne am Fahrrad. Plötzlich sind sie überall - die Frontgepäckträger!
Mehr dazu von radioeins-Fahrradexperte Simon Brauer.
Warum haben plötzlich so viele Räder vorne eine Kiste drauf oder einen Metallkorb oder eine schicke Ablage aus Metall und Holz?
Weil es schick ist. Es hat was damit zu tun, dass ganz viele Menschen mit alten Rennrädern, mit Fixies, Singlespeed-Rädern unterwegs sind - ohne Gepäckträger natürlich, weil das Rad so besser aussieht. Dann haben sie gemerkt: Irgendwie mal was transportieren wäre nicht schlecht, aber bloß nicht hinten auf einem Gepäckträger, ist ja nicht cool.
Aber vorne ist es cool. Sie heißen dann auch nicht Frontgepäckträger, sondern Frontrack oder Frontloader. Es gibt sie in unterschiedlichsten Ausführungen und Größen, sehen - meiner Meinung nach - auch wirklich gut aus, aus glänzendem Metall oder schwarz oder in der Kombination mit Holz. Es gibt auch Modelle, da sind Lenker und Ablagefläche zu einem Teil verbunden.
Wie sinnvoll ist denn so ein Front Rack?
Die meisten Front Racks oder Frontgepäckträger sind am Lenker und an der Vorderachse oder an der Gabel befestigt. Das ist schlecht, weil sich dadurch das Fahrverhalten ändert: Je mehr Gewicht ich transportiere, desto schwieriger wird es, das Rad zu kontrollieren, weil sich das Gewicht bei jeder Lenkerbewegung mitbewegt. Aus dem Sattel gehen, Wiegetritt - fast unmöglich.
Besser wäre eine rahmenfeste Transportmöglichkeit, also ein Korb oder eine Kiste, die fest am Rahmen sitzt und sich eben nicht mitbewegt - wie an einem Postfahrrad zum Beispiel. Ich lenke nach links, die Kiste fährt weiter geradeaus.
Also: Vorne nur leichte Dinge transportieren, die Jacke, den Blumenstrauß oder den Pizzakarton. Ihr müsst mal darauf achten auf die Räder, die mit so einem flachen, schicken Metallgestell vorne unterwegs sind: Meistens sind sie leer!
Einen Vorteil hat der Gepäckträger vorne aber: Ich habe meine Sachen im Blick. Wenn ich Handy, Portemonnaie, Laptop nicht sowieso an mir oder im Rucksack habe, dann könnte es sicherer sein, die vorne zu transportieren, wo sich niemand heimlich bedienen kann. Und wenn ich hinten einen Kindersitz hinten am Rad habe und irgendwo hin muss mit meinem Gepäck, dann ist es auch sinnvoll, das über dem Vorderrad zu transportieren.
Wie sollte ich also sonst mein Gepäck transportieren?
Hinten über dem Hinterrad. Vielleicht nicht cool, aber der beste Platz für meine Lasten, sofern ich kein Lastenrad habe. Das Rad fährt sich auch mit schwerem Gepäck noch gut und lässt sich ohne große Probleme kontrollieren.
Wenn der Platz hinten nicht ausreichen sollte, weil ich vielleicht ein große Radreise vor mir habe und einfach mehr Zeug mit muss, dann bitte vorne die so genannten Lowrider verwenden. Da sitzen die Packtaschen rechts und links fast auf der Vorderachse und weil der Schwerpunkt so tief liegt, hat das so gut wie keinen Einfluss aufs Fahrverhalten.
Ansonsten, wenn doch unbedingt was an den Lenker muss, dann das leichte Körbchen wie beim Hollandrad oder die Lenkertasche - gab in den 80ern und 90ern schonmal, als man noch mit Karte und nicht mit Navi gefahren ist. Da gibt es durch die Gravelbikes und den Bikepacking-Trend auch schöne Teile.
Die Gepäckträger vorne mit den großen Ladeflächen halte ich für Hipsterkram.